Tag 11 (28.07.18): Hilders -Tann – Kleinfischbach – Hilders
Tag 11 (28.07.18): Hilders – Tann – Kleinfischbach – Hilders
KM: 400 – 430
Mit dem dicken Kopf hält es sich zum Glück am nächsten Tag in Grenzen. Mein Fahrrad ist repariert, das Problem mit den fehlenden Schräubchen hat sich zum Glück lösen lassen. Die Bereitstellung von zwei Leihfahrrädern für Theresa und Jannis stellt sich leider als etwas schwieriger dar: E-Bikes sind leider nicht mehr erhältlich.
Auf Fahrradwegen und kleinen Straßen geht es gemütlich nach Tann. Auf dem Marktplatz werden wir von einem älteren Mann angesprochen, der bereitwillig Auskunft über die Zeit vor der Wende hier im Grenzgebiet gibt. Der etwas vorlaute Enkel meint, wir müssten unbedingt zu Point Alpha in das dortige Museum fahren.
Der Anstieg nach Kleinfischbach ist nicht zu unterschätzen. Mi dem E-Bike trotz des Gepäcks im Prinzip kein Problem. Anders schon mit den ausgeliehenen City-Bikes, die ich mal kurzzeitig selbst fahre. Eine Qual, teilweise geht es nur im Schieben.
Von Kleinfischbach geht es über Unterweid nach Oberweid. In Unterweid ist der Mann mittleren Alters froh, dass er seine Arbeiten im Garten unterbrechen kann. Bis 1989 sei im Sperrgebiet alles sehr ruhig gewesen, man hätte sich geholfen und gegenseitig unterstützt. Nach der Wende sei der Neid ins Dorf eingezogen. Anhand der Autos habe man sich verglichen, früher hätten im Wesentlichen alle nur Trabbis gefahren und da hätte es solche Diskussionen und Gefühle nicht gegeben.
In Oberweid geraten wir in ein kleines Dorffest, eine Hochzeit. Über den Straßen sind Leinen gezogen, wir nannten dies früher in unserem Dorf in den 50er und 60er Jahren ‘Hemmen’. Die Kinder und Erwachsenen stehen am Straßenrand vor ihren Häusern und haben kleine Tischchen aufgebaut. Ich vermute, dass das Brautpaar für die Kinder Münzen werfen und mit den Erwachsenen einen Korn trinken müssen. Am Ende der Straße stehen die versammelten Fußballer und Trachtenmädchen in ihren Trikots bzw. Kostümen und bilden den Abschluss des Gratulationsmarathons.
Auf dem Weg nach Simmershausen eine „schöne“ Überraschung: Jannis weist mich darauf hin, dass im Vorderreifen eine Reißzwecke steckt. Nicht schon wieder, das wäre schon die zweite Schlauchreparatur auf der Reise. Zum Glück lädt uns ein fitter Rentner in meinem Alter ein, in seinem Hof im Schatten die Reparatur durchzuführen. Alles auspacken, das Reparatur-Set finden, aufpumpen, ins Wasser halten, nach den Bläschen gucken, aufrauen, Kleber verreiben, trocknen lassen, Flicken draufkleben… Es kam, wie es kommen musste: Um wenige Millimeter hatte ich mich vertan. Scheibenkleister! Auch noch bei dieser Hitze, aber zum Glück erhalten wir etwas zu trinken. Gastfreundschaft.
Über Feldwege und Wiesen geht es zurück in den Westen nach Simmershausen. Der bärtige Wirt am Anfang des Dorfes gibt uns etwas zu trinken. Wir haben das Gefühl, wieder ‘zuhause’ zu sein. Zur Begrüßung kommt der Spielmannszug des Dorfes mit Humba-Humba-Tätarä auf uns zu. Wir werden gleich gefragt: „Ihr seid doch hoffentlich keine Bayern-Fans?“ Jannis verdrückt sich angesichts der Übermacht. Ein letztes Mal müssen Theresa und Jannis die Fahrräder auf die Anhöhe schieben, bevor es mit einer rasenden Geschwindigkeit nach Hilders zurückgeht.
Den Abend verbringen wir in einer sehr guten Pizzeria, lassen es uns schmecken und genießen den italienischen Weißwein und den Vecchia Romagna. Theresa erzählt viel von ihrer beruflichen Situation, ihrer Karriere und den damit verbundenen ‘Problemen’. Was ist aus diesem kleinen, jungen Mädchen, dieser Azubine in den letzten zehn Jahren geworden? Bevor ich einschlafe, geht mir vieles durch den Kopf.