Tag 23 (09.08.18): Von Heilbad Heiligenstadt nach Sickenberg

Treffen mit einem ehemaligem Schulkameraden meines Vaters und meinem Cousin Ernst-Georg

Grenzmuseum Schifflersgrund bei Sickerode-Asbach

Blick auf DDR-Grenzpfahl und Beobachtungsturm (Schifflersgrund)

Allerlei Militärgerät ist zu sehen, daneben aber auch alltagsgeschichtliche Dokumente in der Ausstellung

Stelen in der Nähe des Grenzmuseums

Tag 23 (09.08.18): Von Heiligenstadt nach Sickenberg

KM: 719 – 732

Heute hat meine Tochter Theresa Geburtstag. Sie wird 29 Jahre alt. Manchmal denke ich, es war vorgestern, als sie geboren wurde, morgens kurz vor vier. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig geschafft, ihr eine Geburtstagskarte mit einem Gutschein zu schicken. Ich rufe sie auf dem Weg zur Arbeit an und wir verabreden, nach meiner Rückkehr gemeinsam auf ihren Geburtstag anzustoßen.

Bevor ich mich auf den Weg nach Uder, diesmal aber mit dem gesamten Gepäck, mache, gehe ich noch kurz im Eichsfelder Heimatmuseum vorbei, um dem jungen, engagierten Leiter, der mir vor einigen Monaten wertvolle Tipps in Bezug auf die Recherche zum Todesfall meines Großvaters gegeben hatte, schöne Grüße ausrichten zu lassen.

In Uder treffe ich meinen Cousin Ernst-Georg wieder, der mir das von seiner Frau und Tochter errichtete neue Alten- und Pflegeheim zeigt. Ich bin ob des modernen Standards und der schönen Einrichtung beeindruckt. Ein Beispiel, dass zwischen Ost und West in vielen Dingen keine Unterschiede mehr bestehen. Dort treffe ich kurz mit einem ehemaligen Schulkameraden meines Vaters und einer älteren Frau aus Röhrig zusammen, die meine Eltern und mich wohl noch kannte, aber angesichts ihrer fortgeschrittenen Demenz kommt leider kein richtiges Gespräch zustande. Es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass man in diesem (meinem) Alter wichtige Dinge besser nicht mehr vor sich herschieben sollte.

Bergauf über Wüstheuterode – ein Glück, dass ich ein E-Bike habe! – und Dietzenrode fahre ich in Richtung des Grenzmuseums Schifflersgrund bei Sickenberg. Oben in Sickenberg angekommen, sticht mir ein großes, stattliches Gehöft ins Auge. Ein Bio-Bauernhof, der auch Zimmmer anbietet (www.hof-sickenberg.de). Es ist kurz nach eins, ich bin kaum 15 Km gefahren, aber instinktiv sehne ich mich nach Ruhe. Unangemeldet frage ich die etwas erstaunte Hofbesitzerin, ob heute eine Übernachtung möglich sei. Ich lade mein Gepäck ab und fühle mich im Haus in meine Kindheit versetzt: Ein liebevoll renoviertes Fachwerkhaus, zu Beginn des 19. Jahrhunderts als zentraler Mittelpunkt eines Viereckgehöfts errichtet, versprüht den Charme der Fünfziger und Sechziger Jahre meiner Eichsfelder Kindheit.

Nach einer erholsamen Mittagspause fahre ich die kurze Strecke zum Grenzmuseum Schifflersgrund, wo ich an der Kasse eine nette junge Frau treffe – später erzählt sie mir, dass sie drei Jahre in Herford gewohnt habe. Sie bringt mich ins Archiv. Dort diskutiere ich mit einem Mann, der etwa Ende dreißig ist, die Situation an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und die unterschiedlichen Mentalitäten, die er Anfang der 00er-Jahre in der Bundeswehr erlebt hat. Er hat ein sehr profundes Wissen, was die Geschichte der Bundesrepublik bis zum Fall der Mauer im Jahre 1989 angeht. Es macht Spaß, mit ihm zu diskutieren, auch wenn ich nicht all seine politischen und historischen Einschätzungen teile.

Abends im Hof Sickenberg, der als mustergültiger Betrieb vom Land Thüringen ausgezeichnet wurde, treffe ich noch einen Wanderer aus Süddeutschland, der zu Fuß, meistens entlang des Kolonnenweges, dem Grünen Band folgt. Er berichtet von seinen Alpenüberquerungen zu Fuß und ist sehr hilfsbereit bei der Herstellung eines Internetzugangs.

Die vielen Obstbäume und –sträucher, der große Baum, unter dem man herrlich sitzen kann, strahlen eine Ruhe sondergleichen aus. Und … es hat sich endlich mal abgekühlt! Die Nacht verbringe ich bei geöffneten Fenstern in einem tiefen Schlaf. Erholung pur!